Fossils, Fertilizers, False Solutions: Agrochemikalien stützen die fossile Wirtschaft

6 Oktober 2022

Washington, DC — Chemische Düngemittel, die aus fossilen Rohstoffen gewonnen werden (“fossile Düngemittel”), sind ein weitestgehend unterschätzter Treiber für Klimawandel, Artensterben und Schadstoffbelastungen. Dennoch stellt sich die Düngemittelindustrie zunehmend als Teil der Lösung dieser konvergierenden planetarischen Krisen dar. Gemeinsam mit Öl- und Gasunternehmen werben die Hersteller von Agrochemikalien für die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) und die Gewinnung von Wasserstoff und Ammoniak aus fossilen Brennstoffen, um sich zusätzliche Einnahmequellen für ihre “Business-as-usual”-Produktion zu sichern und ihr Image zu begrünen. Ein neuer Bericht, der heute vom Center for International Environmental Law (CIEL) veröffentlicht wurde, zeigt auf, wie diese Trends die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und industrieller Landwirtschaft gerade jetzt verstärken, wo wir aus beidem aussteigen sollten.

Der Bericht „Fossils, Fertilizers, and False Solutions: Wie die fossile Düngemittelindustrie auf Scheinlösungen setzt und damit Klima und Menschenrechte in Gefahr bringt“ deckt auf, wie die fossile Düngemittelindustrie ein neues Geschäftsmodell vorantreibt, das die fossile Wirtschaft inmitten eines Klimanotstands ausweitet. In einer Zeit, in der die Preise für fossile Brennstoffe und Düngemittel in die Höhe schießen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Lebensmittel- und Energiesicherheit, stellt der Bericht fest: 

  • Fossile Düngemittel haben während ihres gesamten Lebenszyklus erhebliche Auswirkungen auf das Klima und tragen wesentlich zum Verlust der biologischen Vielfalt und zur Umweltverschmutzung bei. 
  • Anstatt die Abhängigkeit von diesen Chemikalien zu verringern und sich von der fossilen Wirtschaft zu verabschieden, fördern Düngemittelunternehmen den Einsatz von Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS), um Wasserstoff und Ammoniak auf der Basis von fossilem Gas als Input für die industrielle Landwirtschaft und als neue Kraftstoffe für den Energie- und Transportsektor herzustellen.
  • Diese riskanten Technologien verlängern die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen aufgrund des Mythos, dass sie “kohlenstoffarm” gemacht werden können, verstärken aber vielmehr die Abhängigkeit von Öl und Gas, stützen Industrien, die auslaufen müssen, und erhöhen die Schäden für Menschen und den Planeten. 
  • Die Bemühungen, Düngemittelunternehmen in “Unternehmen für saubere Energie” umzuwandeln, dienen dazu, umweltverschmutzende Betriebe grün zu waschen, von großzügigen neuen staatlichen Subventionen für CCS und Wasserstoff zu profitieren und den Marktzugang zu erweitern – und nicht zur Lösung der Klimakrise. 
  • Düngemittelkonzerne und fossile Unternehmen betreiben oder erkunden aktiv Dutzende neuer oder erweiterter Produktionsanlagen in mindestens neun Ländern der Welt, darunter auch Projekte in acht US-Bundesstaaten, die bereits massiv von umweltschädlichen Industrien betroffen sind. 
  • Tiefe Verbindungen und enge Verflechtungen zwischen der fossilen Industrie und der Agrochemie, u. a. durch gemeinsame Vorstandsmitglieder, sich überschneidende Eigentumsstrukturen oder die direkte Beteiligung von Agrochemieunternehmen an der Produktion fossiler Brennstoffe, binden unsere Nahrungsmittelproduktion auf gefährliche Art direkt an die fossile Wirtschaft. 

Steven Feit, leitender Anwalt bei CIEL und Mitverfasser des Berichts, sagte:

“Die Kombination von CCS, blauem Wasserstoff und blauem Ammoniak im Zentrum der Expansionspläne von Düngemittelherstellern und fossilen Unternehmen droht, den Klimaschutz zu behindern und gleichzeitig diese umweltverschmutzenden Industrien weiter zu stärken und die Ernährungssouveränität zu untergraben. Sowohl die Regierungen als auch die Öffentlichkeit sollten das Greenwashing durchschauen und Maßnahmen ergreifen, um diese Schlupflöcher für die fossile Industrie zu schließen. Alles andere wird den unvermeidlichen und notwendigen Übergang von der fossilen Wirtschaft nur hinauszögern.”

Lili Fuhr, stellvertretende Programmdirektorin Klima & Energie bei CIEL und Mitverfasserin des Berichts, sagte:

“Fossile Düngemittel befördern ein konzerngesteuertes Modell der industriellen Landwirtschaft, das Monokulturen und hohe Erträge fördert, dabei aber Menschen und Ökosystem in Gefahr bringt. Genau wie Kohlenstoff in der Atmosphäre und Mikroplastik in unseren Böden und Gewässern: Fossile Düngemittel und Pestizide sind fossile Verschmutzung. Die Abkopplung der globalen Nahrungsmittelproduktion von fossilen Inputs ist eine wesentliche Voraussetzung, um sowohl Klimagerechtigkeit als auch Ernährungssouveränität zu fördern. Wir müssen der agrochemischen Industrie den Hahn zudrehen, wenn wir wirklich nachhaltige, regenerative und gerechte Modelle der Lebensmittelproduktion aufbauen wollen.”

Eine deutsche Zusammenfassung des Berichts ist hier verfügbar.

Weitere Zitate internationaler Expert:innen zur Unterstützung des Berichts gibt es hier

Pressekontakt:

Cate Bonacini: press@ciel.org, +1-202-742-5847

Interviews auf Deutsch sind möglich mit Lili Fuhr: lfuhr@ciel.org, +49 162 9711976 

Lesen Sie die Pressemitteilung auf Englisch: hier.